Encyclopédie méthodique

Titelblatt: Encyclopédie méthodique

Encyclopédie méthodique 1782 - 1832
Panckoucke: Lille, Paris, später Paris

(Archiv der europäischen Lexikographie, Abt. 1: Enzyklopädien; 50)

206 Bände mit 125.350 Textseiten und 6.300 Tafeln auf 1.507 Mikrofiches, 2004, ISBN 3-89131-453-1

Silber negativ: EUR 9.360,– (exkl. MwSt.) / EUR 11.138,40 (inkl. MwSt.)
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Begleitband zur Mikrofiche Edition:
Harald Fischer: Die Encyclopédie méthodique. Zum Inhalt und Aufbau des Werkes. 140 Seiten, 2004, ISBN 3-89131-414-0, EUR 20,–

Panckoucke, Charles-Joseph. 1736 – 1798

Ab 1768 war Panckoucke der offizielle Verleger der Imprimerie Royale und der Académie Royale des Sciences. Mit so großen Werken wie Journal des savants, Mercure de France, L'Année littéraire und einer Reihe bedeutender Autoren wurde er Ende des 18. Jahrhunderts zur dominanten Figur des französischen Verlagswesens. 1768 war er in das Projekt der berühmten Encyclopédie von Diderot und d'Alembert eingestiegen, verlegte die Supplementbände und machte dabei im Ganzen glänzende Geschäfte. Die Idee, die Schwächen und Fehler der Encyclopédie durch eine neue, eine Encyclopédie méthodique auszugleichen, war bei dem kleinen Verleger Deveria in Lille entstanden. Panckoucke überzog dieses Vorhaben zunächst mit Spott, witterte dann aber Konkurrenz, machte sich die Idee zu eigen und verstand sie schließlich als un superbe ouvrage et la vraie Encyclopédie. Die ersten Bände der Encyclopédie méthodique erschienen 1782. Erscheinungsorte waren Paris und Lille (bei Plomteux), ab 1790 nur noch Paris. Bis Januar 1794, dem Zeitpunkt, an dem Panckoucke sein Unternehmen an seinen Schwiegersohn Henri Agasse verkaufte, waren etwas mehr als 100 Bände und damit die Hälfte des Gesamtwerkes erschienen. Die riesige Encyclopédie méthodique brachte Panckoucke viel Ruhm und Ehre ein, aber wohl nur wenig Geld: Als Folge der Revolution ging die Zahl der anfänglich 5.000 Subskribenten um 90 Prozent zurück. Agasse starb 1813, seine Frau führte das Unternehmen weiter. 1832 erschien als letzter Teil der 3. Band der Abteilung Histoire naturelle des Vers.

Encyclopédie méthodique

weiteres Titelblatt

Die alphabetische Ordnung der Lemmata, wie sie in der »alten« Encyclopédie zu finden ist, trennt Zusammengehörendes und stellt Fremdes nebeneinander. Diese Confusion des objects macht es dem Leser unmöglich, einen Gegenstand, eine Technik, eine Kunst oder eine Wissenschaft in ihren verschiedenen Teilen und in ihrem Zusammenhang kennenzulernen. Panckouckes Ziel ist es, diesen methodischen Fehler der »alten« Encyclopédie zu korrigieren. Dazu soll zu jedem einzelnen Fachgebiet ein eigenes Dictionnaire erstellt werden, und Textbeiträge sollen die einzelnen Wissensgebiete sytematisch und umfassend vorstellen. Die große Zahl an Redakteuren führt zu unterschiedlichen Umsetzungen dieses Zieles: Zu allen der über 50 bearbeiteten Wissensgebiete liegen vollständige Wörterbücher vor, was allein schon als eine verlegerische Meisterleistung zu betrachten ist. Zu einigen Disziplinen finden sich zusätzlich systematische Gesamtdarstellungen, und einige Redakteure haben Panckouckes Vorgaben in beispielhafter Weise verwirklicht: Arts et Métiers Mécaniques umfaßt 8 Bände mit etwa 500 ausführlichen Artikeln. Die einzelnen Artikel, wie z.B. Art du PARFUMEUR haben bis zu 60 Seiten und werden jeweils von einem kleinen, zu dem Thema gehörenden Vocabulaire abgeschlossen. Am Ende eines jeden Bandes findet sich eine Auflistung aller im Band vorkommenden Artikel. Ähnlich verfahren ist auch Roland de la Platière in der zweiten Abteilung der Arts et Métiers, in den Manufactures, Arts et Métiers.

Gliederung

Interessant ist die Frage, in wie viele Abteilungen das Wissen der Zeit gegliedert worden ist und in welcher Reihenfolge die Teile angeordnet werden sollen. Panckoucke hat dem 1. Band der Beaux-Arts (1788), dem 3. Band der Mathématique (1789) und dem 5. Band der Histoire (1791) einen Prospekt über die Ziele und Gliederung der Encyclopédie méthodique und den Fortschritt des Erscheinens beigegeben. Der ursprüngliche Plan sah 27 Abteilungen vor. Im Prospekt von 1789 werden 49 Abteilungen mit 51 Dictionnaires genannt und 1791 gar 54 Dictionnaires. Da nicht jede Abteilung genau einem Dictionnaire und umgekehrt entspricht, sind die Angaben über die Anzahl der Abteilungen in der Literatur oft verwirrend. So enthält die vierbändige Abteilung Logique et Métaphysique neben dem eigentlichen Lexikon Logique et Métaphysique ein vollständiges Lexikon zum Thema Morale und ein weiteres zum Thema Education. Noch größer ist die Verwirrung bei der Anzahl der Bände, da in jedem der erhaltenen Exemplare andere Teile zusammengebunden sind.

Die Reihenfolge der Abteilungen beginnt in Panckouckes Prospekten bei Mathématique und endet bei Arts et Métiers Mécaniques ; ein Übergang von theoretischen zu handwerklichen Erkenntnissen. Diese Reihenfolge bringt Übersichtlichkeit in das Gesamtwerk, ist aber nicht sachlich zwingend. Nicht mehr wie in früheren Enzyklopädien ist hier der Baum der Erkenntnis das Symbol für die Systematik, sondern das Bild einer neuzeitlichen Universität mit selbständigen Fakultäten und Instituten. Diese Verselbständigung der Fächer und weitere Unterteilung und das hierarchielose Nebeneinander ist ein wichtiges Merkmal der Méthodique. Der gedruckte Übersichtsband, der als Ergänzung die Mikrofiche Edition erschließt, gibt unabhängig von der Aufstellung Einblick in den Inhalt eines jeden einzelnen Bandes.

Umfang

Wir zählen 206 Teile mit einem eigenen und vollständigen Titelblatt. Die Encyclopédie méthodique umfaßt ca. 125.350 Seiten Text und ca. 6.300 Tafeln. Damit ist sie doppelt so umfangreich wie Zedlers Universallexikon (68.000 Seiten) und fünfmal so groß wie die Encyclopédie von d'Alembert und Diderot (25.000 Seiten).

Mitarbeiter

Weniger die Philosophen, Literaten und Generalisten, sondern eine neue, junge Generation vor allem von Praktikern, Inspektoren, Juristen, Ärzten, Naturforschern und Ingenieuren – bildet das Zentrum des Mitarbeiterkreises der Méthodique. Auf den Titelblättern der von ihnen betreuten Bände ist ihre akademische Verankerung meist ausführlich angegeben; Darnton bezeichnet sie als the finest talent of his [Panckouckes] time. Linné und Lavoisier, Lamarck und Vicq d'Azyr haben neue Standards in den Wisssenschaften gesetzt; in der Méthodique wurden sie dokumentiert. Ein besonderes Interesse Panckouckes an den Naturwissenschaften, am Handwerk und an der Technik ist unverkennbar. Aber auch in den Geisteswissenschaften wurden z. B. von Beauzée (Sprachwissenschaft), Bergier (Theologie), Naigeon (Philosophie), Watelet (Kunst) und Framery (Musik) Beiträge von bleibender Bedeutung geschrieben.

Tafeln

Alle handwerklichen, künstlerischen und naturwissenschaftlichen Abteilungen sind mit umfangreichem und sehr schönem Bildmaterial ausgestattet. Die Tafeln sind, sofern sie separat und nicht in Sammelbänden erschienen sind, jeweils im Anschluß an die entsprechenden Textteile angefügt. Ausführliche Beschreibungen der Tafeln finden sich in den Textbänden.

Terra incognita

Die Suche nach der Méthodique in den Beständen von Bibliotheken fördert gelegentlich Überraschendes zutage. In einigen Bibliotheken wurde nicht gesehen, daß es sich bei den beiden Enzyklopädien von Diderot und Panckoucke um völlig verschiedene Werke handelt. Das Auftauchen der Namen Diderot und d'Alembert auf dem Vortitelblatt der Méthodique mag zu dieser Verwirrung beitragen. Der lange Erscheinungszeitraum und die thematische Diversifizierung haben den Aufbau vollständiger Ausgaben erschwert. Fehlendes Wissen darüber, was überhaupt zur Méthodique gehört, hat eine sichere Zuordnung verhindert. Daher besitzen nur wenige Bibliotheken ein vollständiges Exemplar der Encyclopédie méthodique.
Und bis heute steht die Méthodique im Schatten der viel kleineren Encyclopédie von Diderot und d'Alembert; eine Bewertung, die sich aber allmählich umzukehren scheint. Die Encyclopédie méthodique dokumentiert eine Zeit revolutionärer Veränderungen – in Wissenschaft und Kultur, in Gesellschaft und Politik.