Titelblatt "Jugend"

Die Inhaltsverzeichnisse der »Jugend«

(1896 – 1933)

1 CD-ROM für Mac/PC; PDF-Format
ISBN 3-89131-395-0
EUR 25,–

Die Münchner Kunst und Literaturszene am Ende des 19. Jahrhunderts war bunt, heterogen, vorwärts gerichtet - aber ohne Sprachrohr. In der Jugend sollte sie ihr Forum finden. Das Programm der Programmlosigkeit wurde zum Schmelztiegel, zeigte sich offen für die unterschiedlichsten Strömungen und wurde Förderer für eine Vielzahl von Künstlern und Literaten.

Schon in den ersten sieben Jahrgängen der Zeitschrift sind über 250 Künstler vertreten. Alle sind noch weitgehend unbekannt, und alle haben einen unmittelbaren Bezug zu München. Für viele, so auch für Max Slevogt und Ernst Barlach, war die Jugend eine der ersten Gelegenheiten, ihre Arbeiten vorzustellen.

Ein maßgeblicher Einfluß auf die künstlerische Gestaltung der frühen Jahrgänge geht von Arnold Böcklin und Franz von Stuck aus. Kentauren und Nymphen, Eros, Melancholie und Tod sind häufig wiederkehrende Bildelemente und Themen.

Gegen den Willen ihres Herausgebers wurde die Jugend zur Namensgeberin einer ganzen kunstgewerblichen und literarischen Stilrichtung, dem Jugendstil. Eine Beschreibung der Jugend durch Merkmale des Jugendstils würde jedoch wesentliche Aspekte der Zeitschrift ausblenden.

Als Zeitschriftentyp ist die Jugend schwer einzuordnen; sie ist künstlerisch, satirisch, kritisch und universal. Satire und Lyrik sind ihre wichtigsten literarischen Gattungen. Zu den Autoren zählen u.a. der heute weitgehend vergessene Georg Bötticher, Fritz von Ostini, Anton Alfred Noder, Karl Ettlinger, Franz Kunzendorf.

Karl Ettlinger, der »alde Frankforder«, hat über 20 Jahre für die Jugend gearbeitet und in den Jahren 1902-1914 als »Karlchen« über 1.700 Beiträge für das Blatt geschrieben. Er hat wesentlich zum satirischen Niveau der Zeitschrift beigetragen.

Mit dem Tod des Zeitschriftengründers Georg Hirth im Jahr 1916, einer unsteten Geschäftsleitung und in einer wirtschaftlich schwierigen Nachkriegszeit bewegte sich die Zeitschrift ein Jahrzehnt am Rande des Abgrunds. Unter der Schriftleitung von Franz Schoenberner erfuhr die Jugend ab 1927 eine Modernisierung; die allzu bajuwarisch schollenverhaftete und bierselige Atmosphäre wurde abgelöst durch eine scharfe Intellektualität und skeptische Wachheit.

Kurze Skizzen von Hermann Kesten, satirische Gedichte von Erich Kästner oder zornige Artikel von Kurt Tucholsky gaben der Zeitschrift ein neues Profil. Kleine böse Zeichnungen von George Grosz, dunkle märchenhafte Monstren von Alfred Kubin und fragile Totentänze Mayrhofers trafen das Morbide und Makabre der Zeit.

Es scheint zu überraschen, daß die Jugend bis 1940 erscheinen konnte, und es stellt sich die Frage, unter welchen Zugeständnissen an die Nationalsozialisten dies möglich war. In der Sondernummer »Tag der Deutschen Kunst« 1937 heißt es in der Einleitung: »Als das deutsche Volk uneinig und zerrissen war, maßte sich auch die Kunst an, sich von ihrem Volke loszusagen und ein selbständiges Eigenleben zu führen«. »Wenn sich die Kunst loslöst vom Pulsschlag des Volkes, wird sie unfähig ethische Werte zu zeugen.« Aber die Zeit des »krankhaften Intellektualismus«, der »künstlerischen Verirrung« und des »entwurzelten Geisteslebens« sei vorbei.

Das einst freche kritische Blatt hatte - seines Überlebens wegen - die Ziele und Ideale aus seiner Gründerzeit längst aufgeben müssen.