Titelcover "Die »Heiligkeit des Lebens« in der Medizin"

Die »Heiligkeit des Lebens« in der Medizin

Eine philosophische Kritik

Harald Fischer Verlag, Erlangen
kart., 290 Seiten,
ISBN 3-89131-028-5
EUR 19,80 / sFr 33,50

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Kurzbeschreibung

Das von Helga Kuhse und Peter Singer gemeinsam verfaßte Buch »Muß dieses Kind am Leben bleiben« (ISBN 3-89131-110-9) thematisierte den medizinischen Umgang mit schwerstgeschädigten Neugeborenen. In ihrem Buch »Die ›Heiligkeit des Lebens‹ in der Medizin« behandelt Helga Kuhse die breitere und auch grundsätzlichere Frage: Ist eine Ethik, die alles menschliche Leben als heilig betrachtet und somit ein absolutes Tötungsverbot impliziert, mit der verbreiteten moralischen Auffassung vereinbar, daß es zwar immer verboten ist, das Leben einer Patientin oder eine Patienten absichtlich zu beenden, daß es aber manchmal erlaubt sein kann, eine Patientin bzw. einen Patienten sterben zu lassen?

Wie weit trägt diese Unterscheidung zwischen Töten und Sterbenlassen in einem hochtechnisierten medizinischen Umfeld? Ist diese Unterscheidung hier überhaupt noch möglich? In fast allen Fällen bedeutet Sterbenlassen zumindest das bewußte Unterlassen von Handlungen, z.B. wenn lebenserhaltende Medikamente oder Geräte nicht eingesetzt werden -, und oft ist zum Sterbenlassen sogar aktives Handeln erforderlich, etwa das Abschalten von Maschinen.

Wer eine Ethik von der »Heiligkeit des Lebens« vertritt, tut sich mit der Auflösung dieser Widersprüche schwer. Einerseits erscheint es als ein Gebot der Humanität, Menschen nicht einen langsamen und leidvollen Tod sterben zu lassen, andererseits weist das absolute Tötungsverbot jede Handlung zurück, die auch nur im Verdacht steht, zum absichtlichen Beenden eines Lebens beizutragen. Läßt sich dieses Dilemma lösen?

Helga Kuhse legt die Widersprüche im ärztlichen Ethos überzeugend dar. Nur der Abschied vom unhaltbaren Prinzip der »Heiligkeit des Lebens« ermöglicht eine Ethik, die den komplexen Problemen eines humanen Sterbens in einer hochtechnisierten medizinischen Umgebung gerecht werden kann. Das unbeirrte Festhalten am Prinzip der »Heiligkeit des Lebens« hingegen führt zu einer widersprüchlichen, oft völlig willkürlichen Praxis im Umgang mit sterbenden Menschen.

Das Fazit aus dieser Analyse ist eindeutig: Wir müssen das Prinzip der »Heiligkeit des Lebens« aufgeben zugunsten einer Ethik, die sich nicht auf uneindeutige Unterscheidungen wie Töten und Sterbenlasen beruft, sondern die den Blick auf den einzelnen Menschen richtet und sich der unbequemen Verantwortung stellt, diejenige Entscheidung zu treffen, die im besten Interesse dieses Menschen liegt.

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