Titelblatt »Gegenwart«

Die Gegenwart

Bd 1. 1872 – Bd. 52. 1897 [=Jg. 1–26]; Jg. 27. 1898 – 60. 1931 [=Bd. 53–120]

(Kultur – Literatur – Politik ; 13)

43.620 Seiten auf 510 Mikrofiches
2003, ISBN 3-89131-444-2

Diazo negativ: EUR 2.300,– (ohne Mwst.) / EUR 2.737,– (inkl. Mwst.)
Silber negativ: EUR 2.760,– (ohne Mwst.) / EUR 3.284,40 (inkl. Mwst.)

Die 1872 in Berlin gegründete Wochenschrift zählt zu den ältesten Zeitschriften des Revuetyps. Ihren wichtigsten Leserkreis sah Herausgeber Paul Lindau in einer »gebildeten Minderheit«. Im ersten Heft kündigte er an, die Zeitschrift beabsichtige, »alle wichtigen Erscheinungen auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens und geistigen Schaffens vom freisinnigen Standpunkt aus« zu besprechen. »Es sei uns nicht verwehrt, auch auf die Vergangenheit zurückzublicken, um in der Gegenwart zu wirken und zu streben für eine bessere Zukunft.

Die einer Zeitung ähnelnden Hefte enthielten politische und wirtschaftliche Aufsätze zu aktuellen Tagesfragen, mit denen sich die Parlamente beschäftigten, einige Auslandskorrespondenzen und einen weit ausgefeilteren Teil zu Fragen der Literatur und Kunst mit literarischer und Bühnenkritik, Essays, Gedichten und Beiträgen über bildende Kunst und Musik.

Politisch stand die Zeitschrift nicht nur unter ihrem ersten Herausgeber Paul Lindau Bismarck nahe und galt als offiziöses Blatt, sondern auch unter Lindaus Nachfolger Theophil Zollinger war sie äußerst Bismarck-freundlich. So erschienen nach dem Sturz Bismarcks auch die berühmten Apostata-Artikel Maximilian Hardens zuerst in der Gegenwart. Eine Veränderung ihres politischen Profils hin zu einem linksliberal demokratischen Standpunkt erfuhr die Zeitschrift mit der Übernahme der Herausgeberschaft durch Heinrich Ilgenstein 1912, mit der auch das von ihm bis dahin herausgegebene Blaubuch in der Gegenwart aufging. Bis nach Kriegsbeginn hatte die Gegenwart für den Frieden plädiert, danach setzten sich auch hier die Stimmen der Kriegsbefürworter durch. Ab 1916 nahmen Friedenserörterungen und ab 1917 Aufrufe zum Umdenken wieder zunehmend Raum in der Zeitschrift ein.

Vor den Wahlen zur Nationalversammlung definierte die Gegenwart ihren politischen Standort als bürgerlich und grenzte sich von der SPD ab. Dies änderte sich in den folgenden Jahren zusehends: Verglichen mit der Haltung in der Vorkriegszeit prägte sich bis 1931 ein scharf antisozialistisches, bürgerlich-demokratisches Profil der Zeitschrift weiter aus.

In den letzten Jahren ihres Erscheinens war die Gegenwart Forum heftiger Kritik nicht nur am aufkommenden deutschen Nationalsozialismus, sondern auch an anderen europäischen faschistischen Kräften, vor allem dem italienischen Faschismus Mussolinis.

Im September 1931 stellte die Zeitschrift ohne jede Ankündigung ihr Erscheinen ein.