Titelcover "»Denken wir uns aber als verpflichtet ...«"

»Denken wir uns aber als verpflichtet ...«

Königsberger Kant-Ansprachen 1804 – 1945

Harald Fischer Verlag, Erlangen
kart., 262 Seiten,
ISBN 3-89131-027-7
EUR 19,80 / sFr 33,50

Kurzbeschreibung

Die von Rudolf Malter ausgewählten Ansprachen vermitteln einen Einblick in die bisher kaum rezipierte Kant-Tradition Königsbergs. Reden von »Bohnenkönigen« stehen neben Ansprachen, die bei anderen feierlichen Anlässen zu Ehren des Königsberger Philosophen von Freunden, Schülern und anderen gehalten wurden, die sich Kant und seiner Philosophie verpflichtet fühlten.

»Die Königsberger Kanttradition beginnt unmittelbar nach Kants Tod und endet mit der Zerstörung und Eroberung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Man kann das Ende dieser Tradition sogar datieren: als Bruno Schumacher, der letzte ›Bohnenkönig‹, anläßlich des 141. Todestages Kants am 12. Februar 1945 unter dem Beschuß der sowjetischen Artillerie einen Kranz am Grabmal des Philosophen niederlegte, war dies der letzte Akt einer lebendigen Bewahrung des Andenkens an Kant in seiner Heimatstadt. Daß die 1946 in ›Kaliningrad‹ umbenannte Stadt sich schon früh des Grabmals annahm und daß durch die Schaffung eines Kantmuseums in den 70er Jahren sowie durch die regelmäßige Durchführung von wissenschaftlichen Kant-Symposien eine zukunftsweisende Kantaktivität, neuerdings auch unter Beteiligung von ausländischen Forschern, eingeleitet wurde, kann höchstens als indirekte Fortsetzung der alten Königsberger Kanttradition aufgefaßt werden - indirekt deswegen, weil zur Königsberger Kanttradition die durch Jahrhunderte gewachsene Stadt gehörte und eine Bevölkerung, die zumindest in ihrem Geschichtsverständnis, wenn nicht gar durch familiäre Herkunft, sich der 700jährigen Vergangenheit der Stadt verpflichtet wußte. Auch bloß indirekt, aus anderen Gründen freilich, kann die Fortführung der Königsberger Kanttradition durch die im Westen ansässig gewordenen, ehemaligen Bewohner Königsbergs sein. Wie immer sie an Kant und Königsberg anknüpfen - die Stadt ist für sie ebenso Erinnerung wie Immanuel Kant, und das Gedenken an beide bleibt immer bestimmt durch das Bewußtsein des unersetzlichen Verlusts: fern das Lebensumfeld der Kanttradition und nur noch ruinös erhalten, großteils aber nicht einmal mehr in Trümmern vorhanden, vernichtet oder verschollen fast alles, woran sich sinnlich-materiell eine Tradition knüpft - die erinnernde Tradition wird selber zur Erinnerung. In diese Erinnerung reiht sich die vorliegende Sammlung von Dokumenten ein.« (Rudolf Malter, Einleitung, S. 7)