Katalog der Indica

Der orientalistische Nachlass Friedrich Rückerts in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster.
Katalog der Indica

Bearbeitet von Volker Tschannerl

Schriften der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Band 24, ISSN 0934-3288

Harald Fischer Verlag, Erlangen
Hardcover (Leinen), Fadenheftung, 129 Seiten, 2009
ISBN 978-3-89131-515-6
EUR 78,–

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Der orientalistische Nachlaß Friedrich Rückerts in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster

Friedrich Rückert (1788–1866), Dichter der von Gustav Mahler 1911 in einer kleinen Auswahl vertonten »Kindertodtenlieder«, setzte sich als Gelehrter und Übersetzer mit über 40 Sprachen auseinander. Mit den Resulten dieses Wirkens hinterließ er der Nachwelt einen wahren »Thesaurus der Weltliteratur in deutscher Sprache« (Herman Kreyenborg).

Rückerts vornehmliches Interesse als Philologe und Übersetzer galt der Dichtung in den klassischen orientalischen Literatursprachen: Indisch, Arabisch und Persisch. Bei größtmöglicher Textnähe gelang es ihm, die Originale in Klang und Metaphorik sprachschöpferisch dem Deutschen anzuverwandeln. Damit prägt Rückert die Vermittlung und Rezeption orientalischer Literatur in Deutschland, z.B. durch seine Koranübersetzung, bis heute.

Trotz zahlreicher Editionen ist Rückerts übersetzerisches Werk aus diesen Sprachen noch längst nicht vollständig publiziert. Seinem wissenschaftlichen und dichterischen Nachlaß kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Einen Großteil des orientalistischen Nachlasses beherbergt seit 1922 die Universitäts- und Landesbibliothek Münster.

Im Rahmen eines von 2002 bis 2005 geförderten DFG-Projekts wurden die Rückertschen Orientalia der ULB Münster in indologisch-islamwissenschaftlicher Arbeitsteilung von Volker M. Tschannerl und Anke Osigus vollständig identifiziert und nach heute gültigen bibliothekarischen und fachspezifischen Kriterien katalogisiert und beschrieben.

Katalog der Indica

Friedrich Rückert hat sich seit Beginn seiner Sanskritstudien in den 1820er Jahren bis zu seinem Tod intensiv und kontinuierlich mit den Gegenständen altindischer Sprache und Dichtung auseinandergesetzt.

Im Unterschied zu seinen akademischen Mitstreitern übersetzte er die ihm vorliegenden Originaltexte nicht in das damals übliche Lateinische, sondern entschied sich für eine konsequente Übertragung in die ihm eigene deutsche Volkssprache. Eigenwillig, aber immer im Austausch mit den maßgeblichen Philologen seiner Zeit, wagte er sich mit scharfem analytischem Verstand und außergewöhnlich dichterischer Begabung an die Übertragungen ihm fremder Literaturdenkmäler aus ferner Zeit, um sie der westlichen Welt anzueignen.

Einmaliges Zeugnis dieser lebenslangen, über vier Jahrzehnte währenden philologischen und dichterischen Auseinandersetzung mit der altindischen Literatur und Gedankenwelt sind die etwa 9.000 Blätter (ca. 17.000 beschriebene Seiten) Rückerts, die die Universitäts- und Landesbibliothek Münster seit 1922 beheimatet.

Volker M. Tschannerl skizziert im Katalog einleitend den bisherigen Forschungsstand zum Münsteraner Indica-Bestand und gibt anschließend eine genaue Beschreibung der Münsteraner Indica. Insbesondere richtete der Bearbeiter den Blick auf die bisher gänzlich unveröffentlichten und die – allerdings wenigen – fehlerhaft edierten Übertragungen Rückerts aus dem Münsteraner Nachlaß und die dem Philologen und Dichter dafür zugänglichen Quellen bzw. die von ihm herangezogene Sekundärliteratur.

Den Abschluß des Bandes bilden eine ausführliche Bibliographie der Indica Friedrich Rückerts und der Sekundärliteratur bis zum Jahr 2007 und ein kurzer Ausblick auf wünschenswerte zukünftige Editionen ausgewählter Indica aus dem Münsteraner Nachlaß in der Schweinfurter Historisch-Kritischen Edition der Werke Rückerts.